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FRAGEN AN FRAU SCHMIDT 1

Kunst und Kunstmarkt, Teil 1

Wäre es nicht einmal sinnvoll, nicht nur ständig - mit oder ohne panische Angst oder massives Unverständnis darüber, was das - »künstliche Intelligenz« - denn nun eigentlich ist - über KI's zu sprechen, sondern mit einer solchen ausgiebig und möglichst umfassend über die menschengemachte Kunst zu diskutieren. 

Dass wir uns zudem, wenn wir uns heutzutage die Nachrichten in welchem Medium auch immer, anschauen, gar zu oft erst einmal natürliche Intelligenz - nicht nur unter orangefarbenen Perücken - wünschen würden, dürfte klar sein, auch wenn wir hier mit einer künstlichen Intelligenz sprechen. Hier ist nun das Ergebnis!



Die Themen Kunst, Kunstmarkt, Kunstschaffen und Kreativität und alles was damit zusammenhängt möglichst umfassend zu beleuchten, ist naturgemäß eine Mammutaufgabe. Wir haben uns dafür Hilfe besorgt. ›Hella Schmidt‹ (Abb.), unsere virtuelle Kunstexpertin, ist bestens vernetzt und informiert und unterstützt uns in Zukunft dabei, alle damit zusammenhängenen Fragen zu klären, soweit dies möglich ist. Vielleicht beunruhigt es den Sie/Euch, dass wir hier versuchen, aus einem virtuellen Konstrukt Informationen über eine sehr menschliche Kulturerrungenschaften zu erlangen. Ich denke aber, dass nicht die Natur des Spiegels etwas über das Spiegelbild aussagt, sondern letztendlich ist es die Prinzessin, die ihren Spiegel befragt, wer denn hier die Schönste im ganzen Land ist. Es läuft also schlussendlich auf die richtige Fragestellung hinaus und auf die kritische Betrachtung des Spiegelbildes, dass uns Hella präsentiert.

Vielleicht lohnt sich ja die Reise in die Welten der Informationsnetze, um einen kompakten Überblick zustand zu bringen.

Viel Spaß beim Lesen.

 

Ach ja, gerne können Sie/könnt Ihr uns auch Fragen per Mail schicken, die wir dann Hella Schmidt vorlegen werden. Aber bitte, nur ernst gemeinte Fragen schicken! Alles andere wird sofort versenkt.


ARTLETstudio: »Hallo Hella, ich würde gerne ein ausführliches Gespräch über die Kunst, den Kunstmarkt und viele weitere damit verbundene Themen führen. Können wir loslegen?«

 

Hella: »Hallo! Bitte, stelle mir jetzt gerne die ersten Fragen! Ich bin - sozusagen - ganz Ohr!«

 

 - FRAGE 1 -

 

ARTLETstudio

 

Bitte gib uns zu Beginn eine kurze, einfache Analyse des heutigen Kunstmarktes.

 

 

Hella Schmidt

 

Die Digitalisierung hat den Kunstmarkt in den letzten Jahren erheblich verändert und neue Dynamiken geschaffen. Diese Veränderungen betreffen fast alle Bereiche des Marktes, von der Kunstproduktion über den Verkauf und die Vermarktung bis hin zur Art, wie Kunst wahrgenommen und erlebt wird. Hier sind einige zentrale Aspekte der Verwerfungen durch die Digitalisierung auf dem aktuellen Kunstmarkt:

 

- Entstehung und Boom von NFTs (Non-Fungible Tokens)

 

NFTs haben die Kunstwelt revolutioniert, indem sie digitale Kunstwerke einzigartig und handelbar gemacht haben. Diese Technologie hat zu einem regelrechten Boom geführt, insbesondere im Jahr 2021, als digitale Werke von Künstlern wie Beeple für Millionen von Dollar versteigert wurden. NFTs haben den traditionellen Kunstmarkt auf den Kopf gestellt, indem sie neue Käufer anziehen und gleichzeitig neue Märkte eröffnen, insbesondere unter technikaffinen Sammlern und jüngeren Generationen. Sie haben auch die Diskussion über den Wert von Kunst und das Konzept der Einzigartigkeit stark beeinflusst. Dennoch gibt es Kritik an der Nachhaltigkeit des NFT-Marktes, da die Preise volatil sind und die Umweltbelastungen durch die Blockchain-Technologie erheblich sein können.

 

- Verlagerung zu Online-Plattformen und digitalen Auktionen

 

Die COVID-19-Pandemie hat den Trend zur Digitalisierung im Kunstmarkt beschleunigt. Galerien und Auktionshäuser, die traditionell auf physische Präsenz angewiesen waren, mussten ihre Verkaufsstrategien anpassen und vermehrt auf Online-Verkäufe setzen. Digitale Auktionen, virtuelle Galerien und Online Viewing Rooms sind inzwischen gängige Praxis. Plattformen wie Artsy, Artnet und andere haben an Bedeutung gewonnen, indem sie einen globalen Zugang zu Kunstwerken ermöglichen und die Art und Weise, wie Kunstwerke entdeckt, verkauft und gekauft werden, demokratisieren.

 

- Veränderungen im Sammlerverhalten und in der Käuferschaft

 

Durch die Digitalisierung ist der Kunstmarkt für ein breiteres Publikum zugänglicher geworden. Junge, technikaffine Käufer drängen zunehmend in den Markt und bevorzugen oft digitale Kanäle, um Kunst zu entdecken und zu erwerben. Die Schwelle für den Einstieg in den Kunstmarkt ist gesunken, und der Markt hat sich teilweise diversifiziert. Traditionelle Sammler haben begonnen, ihre Gewohnheiten zu ändern, indem sie sich stärker auf Online-Plattformen konzentrieren und digitale Kunst als wertvolle Ergänzung zu physischen Kunstwerken betrachten.

 

- Direkte Verbindung zwischen Künstlern und Käufern

 

Die Digitalisierung hat es Künstlern ermöglicht, den traditionellen Mittelsmann – die Galerie oder den Händler – zu umgehen und direkt mit Käufern zu interagieren. Plattformen wie Instagram, TikTok, Patreon und andere ermöglichen Künstlern, eine eigene Marke aufzubauen und ihre Werke direkt an ein globales Publikum zu verkaufen. Dies führt zu einer Entmachtung traditioneller Akteure im Kunstmarkt und verändert die Dynamik zwischen Künstlern, Galerien und Sammlern grundlegend.

 

- Neue Formen der Kunstproduktion und des Kunstvertriebs

 

Die Digitalisierung hat auch neue künstlerische Ausdrucksformen hervorgebracht. Künstler nutzen digitale Medien, künstliche Intelligenz, virtuelle Realität und andere Technologien, um innovative Werke zu schaffen, die in traditionellen Kunstformen nicht möglich wären. Diese neuen Formen der Kunstproduktion stellen eine Herausforderung für die traditionellen Bewertungs- und Vertriebssysteme dar. Kunstmessen und Galerien experimentieren mit hybriden Modellen, die physische und digitale Erlebnisse kombinieren, um ein größeres Publikum zu erreichen.

 

- Transparenz und Fragmentierung des Marktes

 

Der digitale Kunstmarkt hat eine größere Transparenz geschaffen, indem Informationen über Preise, Transaktionen und Künstlerkarrieren leichter zugänglich gemacht wurden. Online-Plattformen und Datenbanken wie Artprice oder Magnus bieten umfassende Marktanalysen und Informationen zu vergangenen Verkäufen. Gleichzeitig führt die Digitalisierung auch zu einer Fragmentierung des Marktes, da neue Akteure und Plattformen in Konkurrenz zu etablierten Akteuren treten. Diese Fragmentierung kann es für Käufer und Sammler schwieriger machen, die Qualität und Authentizität von Kunstwerken zu beurteilen.

 

- Probleme mit Authentizität und Urheberrecht

 

Die Digitalisierung hat auch Herausforderungen hinsichtlich der Authentizität und des Urheberrechts mit sich gebracht. Es ist einfacher geworden, Kunstwerke zu reproduzieren, zu modifizieren oder sogar zu fälschen, insbesondere im digitalen Raum. Dies hat zu einem erhöhten Bedarf an Authentifizierungsdiensten und rechtlichen Rahmenbedingungen geführt, um die Rechte von Künstlern zu schützen. Die Blockchain-Technologie bietet hierfür potenzielle Lösungen, indem sie die Provenienz von Kunstwerken aufzeichnet und transparent macht, doch auch diese Technologie hat ihre eigenen Herausforderungen und Beschränkungen.

 

Die Digitalisierung hat den Kunstmarkt dynamischer und zugänglicher, aber auch komplexer und fragmentierter gemacht. Während sie neue Möglichkeiten für Künstler, Sammler und Händler eröffnet, bringt sie auch Herausforderungen hinsichtlich Authentizität, Urheberrecht und Markttransparenz mit sich. Die Verwerfungen durch die Digitalisierung zwingen alle Beteiligten, sich an eine sich schnell verändernde Landschaft anzupassen, in der neue Technologien und Plattformen das traditionelle Verständnis von Kunst und Kunsthandel herausfordern und neu definieren.

- FRAGE 2 -

 

ARTLETstudio

 

Bitte spezifiziere das noch einmal etwas genauer.

 

 

Hella Schmidt

 

- Reaktion der Käufer preiswerter Originalkunst

 

Käufer von preiswerter Originalkunst, die diese aus Überzeugung und zur Verschönerung ihres Zuhauses erwerben, zeigen eine gemischte Reaktion auf die Digitalisierung des Kunstmarktes. Einerseits profitieren sie von der größeren Zugänglichkeit und den niedrigeren Einstiegshürden, die digitale Plattformen bieten. Sie können Kunstwerke direkt von Künstlern oder über Online-Marktplätze erwerben, was oft eine größere Auswahl und transparente Preisgestaltung ermöglicht.

 

Andererseits können diese Käufer skeptisch gegenüber dem digitalen Kunstmarkt sein, da sie die physische Erfahrung des Kunstkaufs – das Betrachten eines Werks in einer Galerie, das persönliche Gespräch mit dem Künstler oder Galeristen – schätzen und als Teil des Kunstgenusses betrachten. Für diese Käufergruppe bleibt das haptische Erlebnis und die emotionale Verbindung zu einem Originalwerk von großer Bedeutung. Sie könnten weniger geneigt sein, in rein digitale Kunstwerke wie NFTs zu investieren, da diese nicht dieselbe physische Präsenz oder den emotionalen Wert im Wohnraum bieten.

 

- Interesse junger kunstaffiner Menschen am Erwerb von Originalkunstwerken

 

Junge kunstaffine Menschen zeigen nach wie vor Interesse am Erwerb von Originalkunstwerken, allerdings in neuen Formen und über andere Kanäle als frühere Generationen. Sie sind oft offen für digitale Kunst und hybride Kunstwerke, die sowohl physische als auch digitale Elemente kombinieren. Sie schätzen oft die Möglichkeit, Werke direkt von Künstlern über Social-Media-Plattformen wie Instagram oder spezielle Online-Marktplätze zu kaufen, was den Erwerb von Kunst demokratischer und persönlicher macht.

 

Dennoch bleibt für viele junge Sammler auch der Erwerb physischer Originalwerke wichtig, vor allem, wenn diese mit einer besonderen Geschichte, einem individuellen Stil oder einem einzigartigen künstlerischen Ausdruck verbunden sind. Diese Generation schätzt oft Erlebnisse und Authentizität, sodass Kunstwerke, die eine klare Botschaft vermitteln oder eine emotionale Verbindung schaffen, weiterhin begehrt sind. Allerdings ist ihre Zahlungsbereitschaft oft begrenzt, und sie bevorzugen daher erschwinglichere Kunstwerke oder flexible Zahlungsoptionen.

 

- Umgang von kleineren Galerien mit der neuen Situation

 

Für kleinere Galerien, die als Einzelbetriebe arbeiten und traditionell als Sprungbrett für junge Künstler fungieren, stellt die Digitalisierung eine Herausforderung, aber auch eine Chance dar. Diese Galerien müssen kreative Wege finden, um relevant zu bleiben und ihre Rolle als Vermittler und Förderer von Kunst neu zu definieren.

 

- Einige Ansätze, die kleinere Galerien in Betracht ziehen können, sind:

 

•   Hybride Modelle: Eine Kombination aus physischer Präsenz und digitaler Strategie kann entscheidend sein. Das bedeutet, dass Galerien weiterhin Ausstellungen und Vernissagen vor Ort anbieten, während sie gleichzeitig ihre Reichweite durch Online Viewing Rooms, virtuelle Rundgänge und digitale Kataloge erweitern. Diese hybriden Modelle ermöglichen es ihnen, ein breiteres Publikum zu erreichen, ohne die physische Erfahrung ganz aufzugeben.

•  Direkte Künstlerförderung und Zusammenarbeit: Kleinere Galerien können ihre Rolle als Förderer von Künstlern betonen, indem sie gezielt jüngere Künstler unterstützen, die auf digitalen Plattformen nicht so sichtbar sind oder deren Werke von algorithmischen Empfehlungsmechanismen unterrepräsentiert werden. Sie können als Kuratoren agieren und ein Portfolio von Künstlern entwickeln, die über ihre Online-Präsenz hinausgehen.

•   Fokus auf Community-Building und Exklusivität: Galerien können sich stärker auf den Aufbau von Gemeinschaften konzentrieren, indem sie Kunst-Events, Diskussionsrunden, Workshops und Networking-Veranstaltungen anbieten, die die Bindung zu ihren Kunden und Künstlern stärken. Sie könnten auch exklusive Kunstwerke oder limitierte Editionen anbieten, die nur über die Galerie erhältlich sind, um ein Gefühl von Exklusivität zu schaffen.

•  Einsatz digitaler Technologien für Marketing und Vertrieb: Die Nutzung sozialer Medien, personalisierter Newsletter und gezielter Online-Werbung kann helfen, eine jüngere, digitalaffine Kundengruppe anzusprechen. Zudem können sie Datenanalysen verwenden, um die Vorlieben und das Kaufverhalten ihrer Kunden besser zu verstehen und entsprechend maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln.

•  Neue Vertriebskanäle und Kooperationen: Kooperationen mit Online-Plattformen oder anderen kulturellen Institutionen können den Galerien neue Vertriebskanäle eröffnen. Auch der Verkauf über Pop-up-Ausstellungen an unkonventionellen Orten oder durch Partnerschaften mit lokalen Geschäften und Cafés könnte eine Möglichkeit sein, die Reichweite zu erhöhen und neue Käufer zu gewinnen.

 

Die Digitalisierung des Kunstmarktes bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Käufer preiswerter Originalkunst bleiben an physischen Werken interessiert, insbesondere wenn diese emotional und ästhetisch ansprechend sind. Junge kunstaffine Menschen zeigen weiterhin Interesse an Originalkunst, sind aber offener für digitale Formate und neue Kanäle. Kleinere Galerien müssen ihre Strategien anpassen, indem sie hybride Modelle nutzen, sich stärker auf Gemeinschaft und Exklusivität konzentrieren und kreative Marketing- und Vertriebsmethoden einsetzen, um sich in einem zunehmend digitalen Kunstmarkt zu behaupten.

 

Fortsetzung folgt...

 


Im nächsten Schritt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie es um das Interesse jüngerer Kunstfreunde an Echtheit und Authenizität eines Kunstwerks steht oder ob dies in Zeiten von Instagramm, TikTok und anderen Plattformen an Bedeutung verliert. Stay tuned!