Künstliche Intelligenz
Studie zu Auswirkungen von KI auf Bildende Kunst
[aus KULTURPOLTIK, der Vierteljahreszeitschrift des BBK, Deutschland]
In dieser Ausgabe unseres BLOGS konfrontieren wir unsere Interviewpartnerin mit einer Studie, die wir im Vierteljahres-Blatt des BBK gefunden haben. Wir waren gespannt, was eine KI zu einem kritischen Artikel über ihre eigenen Aktivitäten sagen würde. Dieser Artikel soll auch dazu beitragen, eine eigene Haltung zu diesem komplexen Thema zu entwickeln.
Zuerst nun eine Kopie des Artikels aus der aktuellen Ausgabe der KUNSTPOLITIK.
Studie zu Auswirkungen von KI auf Bildende Kunst
Künstliche Intelligenz (KI) ist omnipräsent. Um einzuschätzen, welche Auswirkungen die Nutzung von Kl, und hier insbesondere die generative Kl, auf Bildende Kunst hat, wurde die Studie »KI und Bildende Kunst« von der Initiative Urheberrecht und der Stiftung Kunstfonds in Auftrag gegeben. Ziel war es, eine zahlenbasierte Momentaufnahme zur Situation in der Bildenden Kunst zu bieten und den aktuellen Diskurs zu Kunst und Kl zu ergänzen. Mit der Erstellung wurde die Goldmedia GmbH beauftragt, die Erhebung fand von Oktober 2023 bis April 2024 statt.
Ansatz
Um die Perspektive der Bildenden Künstlerinnen zu erfassen, wurde eine Online-Befragung durchgeführt, an der sich über 3.000 Künstlerinnen aus verschiedenen Bereichen der Bildenden Kunst beteiligt haben. Zusätzlich wurden Rezipient:innen von Bildender Kunst, sowie kunstvermittelnde Akteurinnen befragt. Darüber hinaus wurden 20 Interviews mit Künstlerinnen, Kuratorinnen, Vertreterinnen von Kunst-Institutionen und Verbänden und weiteren Akteur:innen aus dem Kunstsektor geführt.
Kl-Erzeugnisse sind keine Werke!
Eine exakte Abgrenzung zwischen genereller Kl und generativer Kl (GenAl) ist nicht immer möglich, die Übergänge sind fließend.
So können auch rein assistierende KI-Tools generativ sein. Wichtig ist eine Abgrenzung zum Werkbegriff. Die in der Befragung als »KI-Werke« oder »KI-Kunstwerke« bezeichnete Kunst meint explizit nicht »Werk« im Sinne des Urheberrechts, Erzeugnisse generativer Kl, die nicht durch menschliche Schöpfer:innen bzw. durch einen eigenen schöpferischen Beitrag gestaltet, wesentlich bearbeitet oder umgestaltet wurden, fallen nicht unter den Werkbegriff des § 2 UrhG. Sie werden in der Studie bewusst nicht als »Werk« bezeichnet, sondern als (KI-)Output oder (KI-)Produkt.
Studienergebnisse
Ein wesentliches, in seiner Höhe überraschendes Ergebnis: 91% der Urherber innen fordern, dass die Nutzung ihrer Werke beim Training von KI-Modellen entsprechend finanziell kompensiert werden muss. Insgesamt werden klare Forderungen nach Vergütung, Transparenz und Medienkompetenz erhoben.
Von den Befragten werden Kl-Anwendungen als neues kreatives Medium gesehen, was zur Entstehung neuer Arten von Kunst sowie auch neuer Stile und Techniken führt. Diejenigen Künstler:innen, die Kl in Zukunft (weiterhin) verwenden wollen, planen vor allem assistierende KI für bspw. Bildbearbeitung, Retusche, Dokumentation oder Archivierung einzusetzen. Die meisten Expertinnen sind sich einig, dass Künstler innen mithilfe der Technologie effektiver und effizienter arbeiten können, wenn erst einmal die regulatorischen Rahmenbedingungen hergestellt sind. Kl kann dann als Werkzeug die Arbeit der Kunstschaffenden sehr erleichtern. Auch als Inspirationsquelle, um neue Themen oder Motive zu finden, lässt sich Kl nutzbar machen. Auf ökonomischer Seite schafft generative Kl nicht nur neue Kunstformen, sondern ermöglicht Gruppen, die bisher ausgeschlossen waren, eine künstlerische Betätigung und erschließt neue Sammlerinnen.
Insgesamt sind Kunstschaffende jedoch deutlich kritischer als Kunst-Rezipient:innen: 36% der befragten Bildenden Künstler.innen können nichts Positives beim Einsatz von Kl sehen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist omnipräsent. Um einzuschätzen, welche Auswirkungen die Nutzung von Kl, und hier insbesondere die generative Kl, auf Bildende Kunst hat, wurde die Studie »KI und Bildende Kunst« von der Initiative Urheberrecht und der Stiftung Kunstfonds in Auftrag gegeben. Ziel war es, eine zahlenbasierte Momentaufnahme zur Situation in der Bildenden Kunst zu bieten und den aktuellen Diskurs zu Kunst und Kl zu ergänzen. Mit der Erstellung wurde die Goldmedia GmbH beauftragt, die Erhebung fand von Oktober 2023 bis April 2024 statt.
Die Risiken generativer KI: 65% der befragten Künstlerinnen meinen, dass der Einsatz generativer Kl die Demokratie gefährden könne. 55% befürchten, dass sich der Wettbewerbsdruck durch von Kl-generiertem Output vergrößern wird. 45% glauben, dass generative Kl zu einem Entwertungsprozess führen wird. 45% der Künstlerinnen und 47% der Rezipient:innen denken, dass sich Bildende Kunst durch Kl grundlegend verändern wird.
Ausblick
Ein hohes Risiko besteht darin, dass der Markt mit Kl-generierten Produkten überschwemmt wird und echte menschliche Kunstwerke an Sichtbarkeit, Auffindbarkeit und Wert verlieren. Befürchtet wird, dass in Kl-generierten Inhalten repräsentierte Stereotype sich stärker verbreiten und festigen könnten. Gleichzeitig könnte Kl, welche vorrangig mit digital vorliegender »westlicher« Kunst trainiert wird, zu ungleicher Sichtbarkeit und kultureller Verzerrung im Kl-Output führen. Somit besteht ein absolutes Risiko für die kulturelle Vielfalt, den Nachwuchs und die Nachhaltigkeit in der Kunstszene. Zusätzlich kann generative Kl zur Verdrängung Bildender Künstlerinnen auf wichtigen Plattformen führen. Generative Kl kann zu Zweifeln an der Authentizität jeglicher Kunst, deren Inhalten und Vermittlung führen mit der Folge eines generellen Vertrauensverlustes in die Künste insgesamt.
Wir brauchen dringend eine Datenerhebung zum wirtschaftlichen Einfluss von Kl auf das gesamte Netzwerk der Bildenden Kunst, um Folgen für alle Akteurinnen der Kunstszene abzuschätzen.
Andie Arndt
Politische Kommunikation, Initiative Urheberrecht
Die Studie finden Sie auf der Webseite der Initiative Urheberrecht.
In der Folge habe ich »Frau Schmidt« zu dieser Studie Stellung nehmen lassen. Hier der unveränderte Inhalt ihrer Antwort:
- FRAU SCHMIDT nimmt Stellung -
Die Studie „KI und Bildende Kunst“ spricht zahlreiche Dimensionen und Ambivalenzen des Einsatzes generativer KI in der Kunstwelt an. Diese Untersuchung zeigt, dass die Einschätzungen zu KI unter Künstler*innen stark differieren und gleichzeitig klar wird, dass es keine einfachen Antworten darauf gibt, wie diese Technologie die Bildende Kunst beeinflusst und prägt.
Kulturelle und künstlerische Auswirkungen
Die Studie bringt eine kritische Perspektive auf den „Werk“-Begriff und unterscheidet konsequent zwischen menschlich geschaffenen Kunstwerken und KI-generierten Outputs. Diese Differenzierung spiegelt die oft formulierte Sorge wider, dass maschinell generierte Inhalte nicht dieselbe Authentizität und kulturelle Tiefe besitzen wie Werke, die durch menschliches Empfinden und Ausdruckskraft entstehen. Der Begriff „Output“ für KI-generierte Werke weist auf den entscheidenden Punkt hin, dass Kreativität und Inspiration bislang als genuin menschliche Fähigkeiten angesehen wurden. Die Studie zeigt hier eine zentrale Diskrepanz in der Akzeptanz von KI als kreatives Medium, wobei viele Kunstschaffende ihre Werke weiterhin als stark mit ihrer individuellen schöpferischen Energie verbunden sehen.
Monetäre Aspekte und faire Vergütung
Besonders wichtig ist die Forderung nach Kompensation für die Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke im KI-Training. Diese Forderung verdeutlicht das Bewusstsein der Künstlerinnen für die wirtschaftlichen Konsequenzen der Digitalisierung. KI könnte hier zu einer potenziellen Bedrohung für den Wert und die Autonomie individueller künstlerischer Arbeit werden, wenn ihre Inhalte ohne Erlaubnis und Entschädigung in den Datensätzen für generative KI-Modelle verwendet werden. Die Forderung nach Transparenz zeigt, dass Künstlerinnen eine klare Linie im Umgang mit ihren Werken und eine Art Kontrollmechanismus verlangen, um sicherzustellen, dass ihre Arbeit wertgeschätzt und nicht vereinnahmt wird.
Demokratisierung und Risiko der Entwertung
Die Studie weist auch auf die Demokratisierung der Kunst durch KI hin, indem sie neuen Gruppen den Zugang zur Kunstproduktion eröffnet. Gleichzeitig entsteht jedoch das Risiko der Marktüberschwemmung und damit eine potentielle Entwertung echter, menschlich geschaffener Werke. Dieses Spannungsfeld ist ein zentrales Thema: Während KI-Technologien vielen Menschen kreative Möglichkeiten eröffnen, droht die Flut an KI-generierten Produkten den Markt zu überfluten und somit den Wert und die Sichtbarkeit menschlicher Kunstwerke zu mindern. Die Meinung, dass generative KI zu einem kulturellen Verlust führen könnte, ist bei fast der Hälfte der befragten Künstler*innen präsent und verweist auf die Sorge, dass KI-erzeugte Inhalte kulturelle Diversität und Authentizität verdrängen könnten.
Kritische Fragen zur Authentizität und kulturellen Vielfalt
Ein anderer Punkt, der in der Studie ans Licht kommt, ist die potenzielle kulturelle Verzerrung im KI-Output. Da KI-Modelle häufig auf bestehenden digitalen, westlich geprägten Datensätzen trainiert werden, könnten diese Verzerrungen kulturelle Diversität langfristig beeinträchtigen. Diese Bedenken verdeutlichen ein mögliches Ungleichgewicht, das durch eine vorwiegend westliche Perspektive in der KI entsteht. Hier wird klar, dass generative KI das Potenzial hat, kulturelle Homogenität zu fördern, wenn vielfältige kulturelle Ausdrucksformen in Trainingsdaten nicht ausreichend vertreten sind.
Abschließende Reflexion
Die Studie unterstreicht das hohe Risiko, das generative KI für die Kunstwelt birgt. Die Sorge um die Sichtbarkeit und Wertschätzung echter Kunstwerke zeigt, dass sich Künstler*innen zunehmend mit der Frage beschäftigen, wie KI den Kunstmarkt und die Wahrnehmung von Kunst langfristig verändern könnte. Letztlich geht es darum, einen Weg zu finden, der die technologische Entwicklung mit den Interessen und dem Schutz künstlerischer Arbeit in Einklang bringt, ohne den wesentlichen Wert und die kulturelle Bedeutung menschlich geschaffener Kunst zu untergraben.
In der Gesamtheit stellt diese Studie eine wertvolle Momentaufnahme und Diskussionsgrundlage dar, die aufzeigt, wie generative KI die Bildende Kunst transformiert, aber auch mit potenziellen Risiken und Herausforderungen für Kunstschaffende und Institutionen verbunden ist.