GÜNTER RÜCKERT

DER MEISTER DER GROTESKE

KOKOLORES UND KNETE

(der Künstler spricht selbst - Ausschnitt)

 

»Wissen Sie, warum ich niemals eine Galerie eröffnen würde? Weil ich ständig Künstler ablehnen müsste. Ich könnte es nicht übers Herz bringen, so ein armes Schwein, das mit seiner Mappe vorbeikommt, die von Herzblut nur so trieft, abzulehnen. Übrigens, kennen Sie die häufigste Form der Ablehnung? Der Galerist setzt sein ‚Alles schon mal dagewesen‘ – Gesicht auf und sagt: „Gefallen mir sehr gut, Ihre Arbeiten“. Aber das nur nebenbei. Ich wüsste auch sonst keinen vernünftigen Grund, Galerist zu werden. Wissen Sie einen? Wäre es nicht besser, Brötchen, Fernseher, Käse, Zahnersatz oder sonst irgendwas zu verkaufen, was Menschen wirklich brauchen? Warum ausgerechnet Kunst, Fragezeichen? Ich nenne Ihnen mal die vier häufigsten Gründe:

Die Gattin eines Arztes eröffnet eine Galerie, um durch die laufenden Unkosten die Steuerlast des gut verdienenden Ehemannes zu senken. Die größte Galeriedichte in Deutschland, bezogen auf die Einwohnerzahl, finden wir auf Sylt. Ein Künstler, der es nicht geschafft hat, der ständig in Galerien abgewiesen wurde, eröffnet selber eine Galerie, um endlich auf der anderen Seite zu stehen.

Es gibt Menschen, die sind besessen davon, Bilder einzurahmen, und eine Galerie bietet eine tolle Gelegenheit, diese Neurose auszuleben.

Eine Galerie kann auch ein Ort sein, gewisse kriminelle Energien auszuleben. Das laß ich jetzt mal so stehen. Dazu später mehr. Oder doch, ein ganz kleines Beispiel: Ein Galerist lernt im Urlaub einen italienischen Künstler kennen. Er macht ihm folgenden Vorschlag: Du gibst mir 30 Bilder in Kommission und ich organisiere in Deutschland Ausstellungen für dich. Für jede Ausstellung bekomme ich eins deiner Bilder als Aufwandsentschädigung. Si, va bene, sagt der Künstler, der jetzt international ins Geschäft kommt. Anschließend organisiert der Galerist also Ausstellungen: Stadtbücherei Kamen, Kolpinghaus Meschede, Stadtsparkasse Lünen, Pizzeria Napoli in Ottmarsbocholt usw. Im Nu sind 30 Ausstellungen gelaufen und alle Bilder gehören dem Galeristen. Und die, die er vielleicht verkauft hat, waren solche, die er als Aufwandsentschädigung schon eingesackt hatte. Der Künstler sieht keinen Pfennig Geld und keins seiner Bilder wieder. Das ist nur einer von vielen, vielen legalen Tricks…. Alle Privatgaleristen sind entweder Gangster oder nach zwei Jahren pleite. Aber wenn eine Galerie schließt, melden sich plötzlich die Käufer:“ Hören ´se mal, Sie haben da doch so einen schönen Grafikschrank?

Was woll´n se dafür haben?« …




Vita  (Auszug/Übersicht)

1952 in Löningen/Oldenburg geboren

 seit

1954

bekennender Dortmunder. Nach den notwendigen Umwegen über ein altsprachliches Abitur in Dortmund und eines Germanistik-Studiums mit abschließender Promotion in Bochum

seit 1986

freischaffender Künstler in Sachen Malerei, Grafik und in Sachen freies Theater.

Erwähnenswert neben zahlreichen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen wäre da noch ein Stipendium des Landes NRW für Druckgrafik im Jahre 1992. Mitglied im Berufsverband bildender Künstler und 1. Vorsitzender des Westfälischen Künstlerbundes Dortmund.



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