DENKMÄLER sind meist für die Ewigkeit gedacht und sollen uns an die Vergangenheit erinnern. Ihr Sinn besteht darin, Geschichte wachzuhalten und diese zu verstehen. Sie entstehen aus den Überzeugungen, der Politik und den Anliegen ihrer Zeit. Sie sind Monumente, Symbole der Verherrlichung historischer Personen oder Geschehnisse.
Seit kurzem sind sie jedoch in den Fokus öffentlicher Debatten und Proteste geraten. In vielen Ländern werden Denkmäler ambivalenter Persönlichkeiten hinterfragt - im Extremfall demoliert oder eigenhändig demontiert. Häufig geht es hierbei um den Vorwurf von Kolonialismus und sonstiger Diskriminierungen bestimmter Gruppierungen.
Tatsächlich appellieren Denkmäler weniger an Tatsachen, sondern an Gefühle – an Patriotismus, Gemeinschaft, Nationalstolz. Sie sollen den Mythos von ewiger Beständigkeit bedienen.
Die Idee von »temporären« Denkmälern stellt dazu einen konzeptionellen Gegenentwurf dar und kam erstmals in den 1990er Jahren auf. Diese Bewegung – ausgehend von Künstlern und Architekten – nannte sich »Gegendenkmäler« und thematisierte eher Fragen von nationaler Verantwortung und Schuld, aber es wurden auch ganz neue Wege, z. B. von Interaktivität beschritten.
Hier setzt mein Projekt an: Per definitionem handelt es sich bei einem Denkmal um ein Kunstwerk im öffentlichen Raum, das im weitesten Sinne anregen sollte zur Reflexion über gesellschaftliche Phänomene.
Die vergangenen Monate haben uns Menschen vor viele herausfordernde Fragen gestellt, Fragen sozialer, gesellschaftlicher und ganz individueller Art. Als Künstlerin interessieren mich vor allem die existenziellen Aspekte von »sichtbar sein« und »sichtbar machen«, was sowohl die eigene Identität betrifft wie auch das »Sichtbarsein« im öffentlichen Raum.
Aus der Auseinandersetzung mit dieser Thematik ergeben sich neue Wege, die aufgrund neuer technischer Entwicklungen neue Möglichkeiten erschließen. Begriffe wie Augmented Reality, QR-Codes, Motiv-Codes, 3D-Druckverfahren etc. durchdringen immer mehr unseren Alltag und werden – auch bedingt durch Corona – zunehmend für Künstler interessant und auch in Zukunft mehr als zusätzliche Formen der Präsentation genutzt werden.
In Hinblick auf die Verwendung neuer technischen Mittel im kulturellen Bereich interessiert mich besonders der (QR-/Motiv)-Code als Träger von Informationen. Mein künstlerisches Bestreben ist es, über die reine Informationsebene hinaus neue gestalterische Formen hierfür zu entwickeln.
Konkret geht es mir um eine künstlerische Gestaltung von digitalen Denkmälern zu eigenständigen plastischen Kunst-Objekten, die auf inhaltlicher Ebene neben Kunstwerken z. B. auch lyrische Texte oder musikalische Töne transportieren könnten.
Diese »DenkMÄLER (anders)« können dauerhaft oder temporär an verschiedenen Standorten im urbanen Raum positioniert werden und sollen sowohl das Auge wie auch den Geist bereichern.
Am Anfang stand die Fragestellung: Wie gestalte ich ein Kunstobjekt mit zeitgemäßem Denkmalcharakter im öffentlichen Raum ohne wirklich räumliche Präsenz?
Wie macht man etwas sichtbar, das nur digital sichtbar gemacht werden kann?
Welche Bedingungen sind erforderlich, um einen QR-Code sowie einen Motiv-Code lesen bzw. öffnen zu können, der bei diesem Konzept quasi als »Projektor« des eigentlichen Denkmals/Kunstwerkes dient? Wie können wir bereits mithilfe eines gestalteten Codes ein Interesse für das komplette Werk schaffen?
Als Grundkonzept für verschiedene Denkmäler, die projektbezogen an verschiedenen Orten oder in verschiedenen Städten stehen können, braucht es außerdem eine große Variabilität und einen hohen Wiedererkennungswert.
Daraus formulierte sich für mich die Notwendigkeit, ein Objekt zu entwickeln, das die Qualität eines »SIGNATURpieces« entfaltet – d. h. ein für sich stehendes Objekt im öffentlichen Raum, das mit hohem Wiedererkennungswert darauf hinweist, dass es sich um ein digitales Kunstwerk handelt. Wichtig war mir auch, ein Objekt aus künstlerischem Blick zu schaffen, das über einen rein informativen Informationsträger für einen (QR-/Motiv)-Code hinausgeht.
Für den Aspekt der Wiedererkennung konzentrierte ich mich auf den sichtbaren materiellen Teil, den Sockel/das Podest. Jedes klassische Denkmal verfügt über einen Unterbau, der dazu dienen soll, das zu ehrende Subjekt zu erhöhen. Diese fällt je nach Epoche architektonisch schlicht bis opulent ausgestattet aus. Solch ein Postament besteht architektonisch im Regelfall aus Kranzgesims, Fries, Gesims, Sockel und Plinthe.
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